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Aneinander vorbei – statt miteinander reden

Autor: Dr. Wafi Al-Baghdadi
aktualisiert am 21. Februar 2023

Mark Twain wollte einmal beweisen, dass einem auf einer New Yorker Gesellschaft niemand wirklich zuhört, weil alle aneinander vorbei statt miteinander reden. So erschien er verspätet auf einer Party, wo die Gastgeberin ihn sogleich mit den Worten empfing, "Kommen Sie herein, mein Lieber. Da drüben steht der Botschafter von Malaysia, ich stelle Sie gleich vor..."

"Entschuldigen Sie meine Unpünktlichkeit, bitte", sagte Mark Twain, "aber ich musste meiner alten Tante noch den Hals umdrehen, und das dauerte etwas länger als ich angenommen hatte." Darauf die Gastgeberin: "Wie reizend, dass Sie trotzdem gekommen sind!"

Kommunikations-Richtungen

Im Alltag reden Menschen bedauerlicherweise häufig aneinander vorbei. Man unterhält sich zwar „miteinander“, doch die Gedanken sind woanders. Beispiele: Der Mann erzählt über irgendein Ereignis oder was er in der Arbeit erlebt oder passiert hat, und die Frau hat halb zugehört und gibt keine passende Antwort; die Frau fragt und der Mann versteht es falsch oder missinterpretiert die Frage; der Mitarbeiter erklärt den Hergang einer Panne oder eines Fehlers, und der Chef hört nicht genau hin und beschuldigt ihn weiter.

Missstimmung und Konflikte

Solche Beispiele können beliebig erweitert werden. Prompt entstehen in solchen Situationen Missstimmung oder sogar Krach und Konflikte. Eine Beschuldigung des Anderen bleibt nicht aus: Du hörst mir nicht zu! Du kapierst nicht, was ich Dir sage! Du verstehst mich absichtlich falsch! und Ähnliches. Das gilt für den privaten wie auch für den beruflichen Bereich, doch sind die Konsequenzen im Letzteren sicherlich unangenehmer.

Fehltritte in der Kommunikation

Leider reden wir, oft unbewusst, in vielen Bereichen unseres Lebens aneinander vorbei. Entweder haben wir nicht wirklich gelernt, gut mit anderen zu kommunizieren, oder wir sind einfach zu stolz, unsere Fehltritte in der Kommunikation (Beschuldigung des Anderen, Unterstellungen, schreien bzw. laute Auseinandersetzungen, nicht oder nicht richtig hin- bzw. zuhören, Befehlen, etc.) einzusehen.

Opfer-Rolle annehmen

Anstatt nachzufragen, um uns zu vergewissern, etwas richtig gehört und verstanden zu haben, reagieren wir wütend, werden laut, sehen uns als Opfer, fühlen uns angegriffen und greifen deswegen unseren Gesprächspartner verbal an. Dabei rechtfertigen wir uns vor uns und den anderen mit solchen verbalen Aussagen und manchmal Attacken, wie: Ich habe damit doch nicht angefangen, sondern nur reagiert; ich muss mich verteidigen; ich lasse doch nichts auf mich sitzen, und Ähnliches.

Wer ist der Verursacher, nicht der Schuldige?

Was tun, wenn Sie glauben, andere seien schuld?

Menschen neigen bei Problemen oder Konflikten sehr oft dazu, die Schuld bei anderen zu suchen. Ganz realistisch und objektiv betrachtet sieht die Situation oft jedoch so aus, dass man nicht alle Beweggründe des/der anderen kennt und nicht wissen kann, warum derjenige so gehandelt hat.

Bewusst oder unbewusst nach dem Motto zu handeln, „erst mal angreifen, alles abwehren, andere beschuldigen und dann mal weitersehen“, ist eine oft beobachtete Handlung für Menschen, die sich als Opfer sehen – ob real oder eingebildet.

Wenn Sie also mit der Handlung einer Person ein Problem sehen sollten, dann fragen Sie sich doch bitte bewusst, wer der Verursacher ist: Sie oder die andere Person oder Sie beide?

Wer mit einem Finger auf andere zeigt, zeigt mit drei Fingern auf sich!

Klärende, kritische Fragen beantworten

Im Folgenden finden Sie kritische Fragen, die Sie sich stellen können.

  • Was war mein Beitrag in dieser speziellen Situation?
  • Liegen die Ursachen eventuell zum Teil bei mir? Zu welchem Anteil?
  • War ich hierbei passiv?
  • Welche hindernden Denkmuster haben mich zu (m)einem „falschen“ Verhalten verleitet?
  • Auf welche Fälle, die für mich mit negativen Konsequenzen verbunden wären, habe ich unpassend oder übermäßig emotional reagiert? Wenn ja, warum?
  • Warum habe ich den Vorfall, das Ereignis, die Situation in dieser Form akzeptiert?
  • Wie hätte meine Reaktion anderes, für mich günstiger/positiver erfolgen sollen/können?
  • Inwieweit hat mein Verhalten dazu geführt, dass mir immer wieder zusätzliche Belastungen aufgebürdet werden konnten?

Die Kernbotschaft lautet also: Bleiben Sie in jeder Situation selbstkritisch und hinterfragen Sie offen und ehrlich Ihren eigenen Beitrag zur Situation. Erst dann sind Sie souverän imstande, eine geeignete Entscheidung für eine angemessene Reaktion zu treffen.

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